1. Warum sind Patenschaften wichtig?
Obwohl die meisten Kinder mindestens einen Elternteil haben und bei diesem wohnen, herrschen bei den Familien oft ärmliche Verhältnisse. Geld für „Luxusgüter“ wie
Schultaschen, Schuluniformen, gute Schulbücher und anderes Schulmaterial, Hygieneartikel, Sportschuhe oder für eine akzeptable Gesundheitsversorgung bleibt oft keines übrig. Hier leisten die
Patenschaften eine wesentliche Hilfe. Seit Einführung der Patenschaften sieht man im Ort auffallend weniger Kinder in kaputten Kleidern, und die Motivation in der Schule gute Noten zu bekommen,
hat deutlich zugenommen.
2. Was bedeuten die Patenschaften den Kindern ausser der finanziellen Unterstützung?
Die Kinder sind stolz Pateneltern zu haben und sehen diese nicht nur als anonyme Geldgeber von irgendwo weit weg. Sie kennen ihre Paten mit Namen und ein
gegenseitiger persönlicher Kontakt durch Briefe, Zeichnungen, Fotos etc. ist ihnen sehr wichtig. Das Grösste ist jeweils, wenn Pateneltern sogar auf einen Besuch vorbeikommen.
Dazu gibt es aber auch eine nicht zu unterschätzenden soziale Wirkung: Jeweils an Samstagnachmittagen ist Stefan’s „Café Illampu“ in Sorata mit seinem grossen
Garten ein sozialer Treffpunkt für die von ihm betreuten Kinder. Hier dürfen sie von ihrem Geld abholen, und viele nehmen diese Möglichkeit auch wahr, und nehmen auch schon mal einen einstündigen
Fussmarsch in Kauf, um mit anderen Kindern zu spielen, sich in der kleinen Bibliothek Bücher auszuleihen, oder Stefan ihre kleinen und manchmal auch grossen Sorgen anzuvertrauen. Grössere Kinder
helfen schon mal im Café oder im Garten und bekommen dafür ein kleines zusätzliches Entgelt aus Stefan’s Tasche. Die Nachmittage bieten die Möglichkeit zum sozialen Austausch mit Gleichaltrigen
und sind eine Anlaufstelle, die ein wenig Sicherheit und Geborgenheit gibt.
3. Welche Bedingungen müssen Kinder erfüllen, um Pateneltern zu bekommen und auch zu behalten?
Patenschaften sollen in erster Linie dazu dienen, den Kindern eine wesentliche Hilfe im Bereich Bildung und Berufschancen zu sein. Deshalb muss ein Kind das
schulpflichtige Alter erreicht haben, bevor ihm Pateneltern zugeteilt werden. Um die Pateneltern zu behalten, sollte das Kind regelmässig im Café Illampu (siehe oben unter 2.) vorbeikommen,
mindestens aber alle 6 Monate wenn der Fussmarsch unverhältnismässig lang oder mühsam ist. Zudem müssen die Schulzeugnisse bei Stefan vorgewiesen werden. Falls ein Kind die gleiche Klasse mehr
als einmal wiederholen muss, wird es aus dem Patenschaftsprogramm ausgeschlossen, ausser bei einem ausserordentlichen Ereignis mit erheblichem Stressfaktor, wie etwa ein Todesfall in der Familie.
Wird ein Mädchen während der regulären Schulzeit schwanger, erlischt die Patenschaft (Grund: Juana Azurduy Bonus, siehe 9.)
4. Wie lange werden die Kinder unterstützt?
Die primäre Unterstützung erstreckt sich über die Zeit von Schuleintritt bis Ende normale Schulzeit. Dies bedeutet 6 Jahre Grundstufe (Primaria) und 6 Jahre
Oberstufe (Real). Da es immer wieder vorkommt, dass Kinder ein- oder mehrmals Klassen wiederholen müssen, kann diese Zeit aber länger als 12 Jahre dauern.
Nach der regulären Schulzeit haben viele Kinder den Wunsch nach einer weiterführenden Ausbildung, sei es in Form einer Lehre, einer Berufsfachschule oder sogar
Universität. Sorata bietet in dieser Beziehung leider keine, oder nur ganz wenige, Möglichkeiten. Die Jugendlichen sind daher gezwungen ins vier Stunden entfernte La Paz zu gehen, was neben den
Gebühren für die Ausbildung für lokale Verhältnisse hohe Ausgaben für Kost und Logis bedeutet. Deshalb sind diese Jugendlichen natürlich froh, wenn sie während den normalerweise 3-5 Jahren
zusätzlicher Ausbildungszeit weiterhin von ihren Pateneltern unterstützt werden, obwohl sie meist versuchen mit kleinen Jobs selbst auch etwas dazuzuverdienen.
Männliche Jugendliche müssen aber vor dem Beginn einer solchen Berufsausbildung erst einen 12-monatigen Militärdienst leisten. Da sie während dieser Zeit einen Sold
bekommen, erfährt eine weitergeführte Patenschaft deshalb erst einmal einen Unterbruch von einem Jahr.
5. Was kostet mich eine Patenschaft?
Während der obligatorischen Schulzeit beträgt die jährliche Unterstützung pro Kind mindestens 1000 Bolivianos, was je nach Wechselkurs etwa 150 CHF, 150 EUR oder
150 US$ entspricht. Die Beiträge an eine Weiterbildung in La Paz müssen von Fall zu Fall mit Stefan besprochen werden.
6. Wohin überweise ich mein Geld?
PostFinance Bern CH,
Myrtha Helbling
IBAN: CH35 0900 0000 2523 9826 9 (Konto-Nr. 25-239826-9) BIC: POFICHBEXXX
7. Was geschieht mit meinem Geld?
Die Patenschaftsbeiträge werden von Myrtha laufend an Stefan weitergeleitet und vom ihm vor Ort verwaltet. Die eingehenden Beträge werden vollumfänglich dem
jeweiligen Kind gutgeschrieben, und als kleine Teilbeträge über das Jahr abgegeben. Die Kinder müssen dabei begründen, wozu sie das Geld brauchen wollen, und bei teureren Waren müssen sie nachher
eine entsprechende Quittung des Geschäftes vorlegen.
Bei Eingang des jährlichen Beitrages kommen von jedem Kind 100 Bolivianos in die sogenannte „Krankenkasse“ (siehe 8.).
Wird der Jahresbeitrag vom Paten aufgerundet, fliesst die Zusatzspende ebenfalls in diese Krankenkasse. Aus dieser Kasse finanziert Stefan aber auch allgemeine
Kosten für Papier, Briefumschläge und Porto für Patenberichte oder Internet-Kosten für den Kontakt mit Paten, oder für andere allen Patenkindern zugute kommende Aktivitäten wie kleine Feste bei
Stefan (zB Panettone und heisse Schokolade an Weihnachten), eine Teilnahme an Sportveranstaltungen und Ähnliches.
Zusätzliche Geldgeschenke für Geburtstag oder Weihnachten werden dem Kind sofort nach Erhalt bei seinem nächsten Samstags-Besuch in Sorata abgegeben, ebenso
Geldgeschenke für die Familie.
8. Wie funktioniert die „Krankenkasse“ von Stefan und wer bekommt daraus Beiträge?
Kinder älter als fünf Jahre sind nicht gegen Krankheit oder Unfall versichert (siehe 9.). Deshalb führt Stefan eine „Krankenkasse“ für die Patenkinder. Wie unter 7.
erwähnt, zahlt jedes Kind vom Pateneltern-Geld einmal pro Jahr 100 Bolivianos in diese Kasse ein. Dieses Geld bleibt bei Stefan und bildet einen Pool, aus welchem den Kindern Ausgaben für Arzt,
Spital, Medikamente, und Zahnarzt gegen Quittung zurückerstattet wird. Ebenso können die Mütter von Kindern, wenn nötig, aus diesem Pool einen Beitrag bekommen, da ihre eigene Gesundheit ja auch
den Kindern zugute kommt. In schwerwiegenderen Fällen begleitet Stefan die Kinder mit den Eltern auch manchmal zum Arzt oder ins Spital.
9. Gibt es in Bolivien keine Kranken/Unfallversicherung?
Nicht für Kinder über fünf Jahre und nicht für Erwachsene ohne Anstellung. Lediglich Arbeitnehmer können je nach Arbeitgeber gegen Krankheit und Unfall versichert
sein. Obligatorisch ist nur die Auto-Insassenversicherung SOAT, die für medizinische Kosten bei Autounfällen aufkommt. Zusätzlich gibt es seit 2009 den sogenannten „Juana Azurduy Bonus“ für
schwangere Frauen und Neugeborene/Kleinkinder bis fünf Jahre. Um an diesem Programm teilzunehmen, muss die Schwangerschaft von einem öffentlichen Spital oder Gesundheitszentrum bestätigt werden.
Ab diesem Zeitpunkt bekommt die Frau den Bonus bis das Kind fünf Jahre alt ist. Sie verpflichtet sich zu vier pränatalen Untersuchungen, in einem öffentlichen Spital oder Gesundheitszentrum zu
gebären, und zu sechs Untersuchungen pro Jahr für das Neugeborene/Kleinkind. Bezahlt werden neben diesen Untersuchungen v.a. die Geburt selbst, sowie Nahrungszusätze und Impfungen. Das Problem
ist, dass immer noch viele Frauen in ländlichen Gebieten zu keiner Kontrolle gehen und zu Hause gebären, und so nicht registriert sind. Diese Frauen und ihre Kinder kommen dann auch nicht in den
Genuss dieses Bonus.
10. Kann ich meinem Patenkind einen Brief oder eine E-mail schreiben?
Computer und E-mail Adressen haben die Familien nicht.
Über Briefe mit Fotos der Paten, deren Kinder, Haustiere, Haus, Umgebung etc. freuen sich die Kinder sehr. Zudem sind Postkarten mit Motiven unserer Landschaften
ein Renner. Briefpost für Geburtstag und Weihnachten immer mindestens 3-4 Monate im Voraus senden (siehe auch 11. und 12.)
11. Ist das Schicken von Geschenken möglich und was ist sinnvoll?
Bildkalender zum Aufhängen mit Motiven unserer Landschaften und Städte oder mit Tieren sind sehr willkommen. Auch gut geeignet sind Kinderbücher auf Spanisch, oder
Spiele. Schokolade kann geschenkt werden, aber immer begleitet von einem Zahnbürstchen und einer Tube Zahnpasta! Mädchen freuen sich jeweils über Modeschmuck, Knaben über Fussbälle. Weniger
geeignet sind Kleider und Schuhe wegen der Grösse, zudem sind Kleider in Bolivien viel billiger. Ungeeignet sind alle verderblichen Sachen, da die Post zwar zuverlässig ankommt, aber manchmal
erst nach Monaten.
Achtung: Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke mindestens 3-4 Monate vor dem Ereignis wegschicken.
Geldgeschenke können sinnvoll sein, auch für die ganze Familie zu Weihnachten. Die Familien können sich so etwas kaufen, wofür das Geld normalerweise nicht reichen
würde, zb etwas für das Kinderzimmer (Tisch, Stühle, warme Decken, eine neue Matratze etc) oder den gemeinsamen Wohnraum, oder sie können sich ein Nutztier wie zB ein Huhn oder sogar ein Schaf
leisten. Schon ein Geldgeschenk von 20-50 Fr. kann enorm viel bewirken. Vorsicht: Im Falle von Geldgeschenken ist es empfehlenswert die Summe an das übliche unter 6. genannte Konto einzuzahlen,
mit dem Vermerk „Geschenk“ oder „Weihnachten“ oder „Geburtstag“. So geht das Geld sicher nicht verloren. In Briefe beigelegt ist es immer ein kleines Risiko.
12. Wohin adressiere ich Briefe und Pakete für mein Patenkind?
Stefan Anders
c/o Name des Kindes (und Nummer wenn bekannt) Café Illampu
Sorata, Bolivia
13. Bekomme ich Post von meinem Patenkind?
Ja, normalerweise einmal pro Jahr schreiben die Kinder einen Brief auf Spanisch und meist legen sie auch eine Zeichnung bei. Dies machen sie jeweils bei einem ihrer
Samstags-Besuche (siehe 2.) bei Stefan. Diesen Briefen ist immer auch ein allgemeiner Bericht von Stefan beigelegt, nebst einer Kopie des
Schulzeugnisses soweit ein neues vorliegt. Die Briefpost kann sowohl direkt aus Bolivien kommen, wie auch aus der Schweiz (oder anderen „passenden“ Ländern), falls ausländischen Besucher im Café
IIlampu vorbeikommen und Post in das Zielland mitnehmen. Briefporti sind in Bolivien sehr teuer geworden (gegenwärtig ca 4 Fr) , sodass „Briefträger“ immer willkommen sind.
14. Kann ich mein Patenkind besuchen?
Ja! Die Kinder und ihre Eltern freuen sich sehr, die Paten kennen zu lernen. Meist laden sie die Paten zu sich nach Hause ein und offerieren ein bescheidenes
Mittagessen. Hier ist es natürlich von Vorteil, wenn man die spanische Sprache wenigstens im Ansatz versteht und etwas reden kann. Das muss aber nicht sein, man versteht sich auch mit den Händen
und der Mimik. Wichtig: Besuche bitte vorher rechtzeitig bei Stefan anmelden, damit die Kinder und ihre Eltern planen können!
15. Wie korrespondiere ich mit Stefan am besten?
Wenn möglich immer via Email: stefaninsorata@yahoo.de Briefpost an: Stefan Anders, Café Illampu, Sorata, Bolivia
16. Welche Rolle spielt Myrtha Helbling in Birsfelden?
Myrtha ist Stefan’s Hilfe in der Schweiz. Sie führt das Patenschaftskonto und leitet das Geld an Stefan weiter, verwaltet die Patenadressen etc. Des weiteren steht
sie für allgemeine Fragen, soweit sie diese beantworten kann, gerne zur Verfügung.
Kontaktdetails:
myrtha.helbling@icloud.com
Telefon 061 311 14 16 (+41 61 311 14 16 aus dem Ausland)
Rosenstrasse 11
CH-4127 Birsfelden
17. Wem teile ich meinen Adresswechsel (sowohl von Postanschrift wie Email) mit?
Adresswechsel sollten jeweils mitgeteilt werden! Der Postversand aus Bolivien ist teuer und retournierte Briefe sollten vermieden werden.
Wenn möglich mit Email sowohl an Stefan (siehe 15.) wie auch an Myrtha (siehe 16.). Falls nicht möglich, brieflich an Myrtha (sie leitet die neue Adresse dann via
Email an Stefan weiter).
18. Gibt es eine Webpage über Stefan’s Arbeit?
Ja!
www.help4sorata.com.
Dort findet sich allerlei Wissenswertes über die Projekte.